Kinderschutz Apps – Medienzeiten

Nun mal etwas ganz Anderes. Heute möchte ich mal meinen Frust hier loswerden zum Thema Medienzeiten einschränken auf den Elektronischen Endgeräten von Kindern.

Früher war es einfach, da gab es einen Computer im Haus, da hatte man noch Kontrolle drüber. Heute gibt es neben den PCs und jede menge tragbarer Geräte wie Tablets, Smartphones, Watches, Laptops, Spielekonsolen, VR Brillen und alle können auf irgend eine Weise mit dem Internet verbunden werden.

Mein Sohn (13) hat für das Homeschooling während des Corona Lockdowns mit 10, einen eigenen PC bekommen. Ich fand schon damals, dass man mit 10 noch keinen eigenen PC haben muss, aber was solls. Die neuen Medien und das Internet ist eben nicht wegzudiskutieren und eine gewisse Medienkompetenz sollen die Kinder ja schließlich auch aufbauen.

Wir haben zusammen mit unserem Sohn das Thema angegangen. Zwischenzeitlich hat er noch ein Smartphone und ein uraltes Tablet mit Windows drauf. Das ist so alt, dass man da gar keine Updates mehr fahren kann. Aber um MP3s zu hören reicht es.

Um die Mediennutzung mit den Endgeräten ein wenig unter Kontrolle zu haben gibt es ja diese tollen Helferlein – die Kinderschutz Apps. Diese bieten jede menge Möglichkeiten und sind auch echt toll. Jede Software, sei es nun kostenpflichtige als auch kostenfreie Tools sind eigentlich gut. Aber sie haben im detail alle Ihre Schwachstellen. Und die muss man im laufe der Kindesentwicklung alle leidvoll erfahren.

Einschränkungen in der Konfiguration oder Limitierungen

Jedes dieser Tools möchte möglichst viele Einsatzzwecke abdecken. Inhaltskontrolle, Zeitbeschränkung, Bonuszeiten, Ruhezeiten, …
Da gibt es schon die ein oder andere Überschneidung bei den Ansprüchen die wirklich schwer technisch umzusetzen sind. Oder das Tool ist eben am ende nicht mehr bedienbar durch „normale“ Eltern.

Beispiele für schwierige Konstellationen die mir AdHoc einfallen:

  • Bildschirmarbeitszeit einschränken, manche Apps sollen aber immer gehen, Ruhezeiten ja, aber telefonieren soll immer gehen
  • Unterstützung aller Endgeräte Linux, Windows, Android, …
  • Inhalte einschränken, aber bitte über alle Apps

Unser Setup zu Hause / Medienvereinbarung

Wir wollen grundsätzlich die Mediennutzung beschränken aber trotzdem unserem Sohn erlauben mit Hilfe des Smartphones schulische Dinge zu bearbeiten bzw. Lern-Apps zu nutzen. Auch erlauben wir unserem Sohn das telefonieren sowie Chatprogramme die für das Alter freigegeben sind (z.B. ist WhatsApp erst ab 16). Nicht altersgerechte Inhalte haben wir auch blockiert – soweit möglich.

Nachdem wir für ein Jahr die Salfeld Kindersicherung genutzt haben sind wir erst zu Microsoft Family Safety geswitcht und jetzt verwenden wir Google Family Link.
Die Salfeld Kindersicherung war uns auf dauer zu teuer. Microsoft und Google bieten kostenfreie Alternativen die zwar im funktionsumfang nicht so ausgeklügelt aber auch nutzbar sind. Der Teufel liegt aber im Detail. Microsoft kann (konnte zumindest damals) die Bildschirmzeit zwar bestimmen, hat dann aber nicht begrenzt, also konnte nicht sperren. Google Family Link dagegen zählt die Bildschirmzeit nicht immer richtig und hat keine möglichkeit den Google Playstore zu regulieren. Der ist also immer frei.

Das große Problem bei allen Apps sind die Ausnahmeregelungen. Also per Gieskanne die Bildschirmzeit zu begrenzen ist ok, aber sobald man sagt, die App darf für 20 Minuten genutzt werden oder die App kann immer genutzt werden geht es los. Je nach App sind die Zeitlimits teil der gesamt Mediennutzung oder auch nicht. Das Mischen der Regeln macht aus meiner Erfahrung die meißten Probleme.

Was nun aber tun, wenn man das lernen mit Lern-Apps fördern möchte. Das Kind im Notfall immer anrufen können soll. Da kommt man um diese Mischung nicht drum rum. Aber genau hier gibt es eine ganz üble Backdoor, die pfiffige Kinder ausnutzen. Denn was machen die Kinder wenn die Bildschirmzeit für die Games und Videostreamingdienste aufgebraucht ist. Man klickt in den Apps rum die dann noch frei sind.

Die lieben Zusatzfeatures – die geliebten Backdoors der lieben Kleinen

Viele Apps haben neben der eigentlichen Kernfunktionalität aber auch Zusatzfeatures. Oft kommt hier ein eingebauter Browser zum Einsatz. Und hier geht der Spaß so richtig los.

Beispiele:

  • Skype: Es gibt eine Seite „Heute“ mit News aus aller Welt
  • Phase6: Schon mal auf Hilfe geklickt?
  • Hilfe, Impressum, Datenschutz Menüs in diversen Apps

Oft ist das noch in der App, aber sobald man auf weiterführende Infos klickt wird oft die Homepage des Produktherstellers genutzt. Da muss man die Inhalte schließlich nur an einer Stelle pflegen und lässt die App einfach drauf zugreifen. Man baut einfach einen Browser ein.

OK, man denkt sich – das ist jetzt nicht so wild. Aber die Kids sind ja nicht blöd. Wenn man mal einen Browser hat (auch wenn es keine Eingabezeile für URLs gibt) muss man eben so lange Links anklicken, bis man auf einer Seite landet die dann den passenden Link zu Youtube und Co enthält. Viele Medienseiten haben ja oft auch mal Facebook, LinkedIn, X (Twitter) oder Youtube Auftritte, die in der Fußzeile der Seite auftauchen. Alternativ kann man auch über links versuchen auf die Google Seite zu kommen und hat dort über die suche alle Möglichkeiten.

Wenn die Kinder dann mal am Ziel angekommen ist, dann freut man sich als Eltern, dass das Kind fleißig 10h lang Vokabeln gelernt hat und das Kind freut sich, dass die Eltern so dämlich sind.

Wifi hacks mit dem Smartphone

Ich hatte ja schon erwähnt, dass mein Sohn ein uraltes Tablet hat auf dem Windows drauf ist. Das ist so alt, da bekommt man keine Kindersicherungsapps drauf. Jedenfalls nicht mal eben so.

Also hatten wir das einfach nicht im WLAN eingebucht und haben den WLAN Adapter im Tablet auch komplett deaktiviert. Ja, es war bis zu einem gewissen Alter ein Schutz aber die Kinder werden ja älter, also war das Tablet irgendwann dann doch im Netz. Darüber ungefiltert stundenlang im Internet unterwegs. Als wir es gemerkt haben – wurde die MAC des Tablet einfach gesperrt.

Letzten Dienstag war mein Sohn ganz pfiffig. Er hat nun mit sein Smartphone ein eigenes WLAN aufgespannt, das Tablet da dran gehängt. Das Smartphone war weiterhin im lokalen WLAN eingehängt, es hat in dem Fall als Router fungiert – eben „mobile tethering“.
Also egal ob die Bildschirmzeit rum ist, mit dem Tablet kann man ja weiter konsumieren. Das taucht dann auch nirgends im Netz auf (außer man hat entsprechendes Equipment).
Die Eltern freuen sich – der liest sicher was oder er lernt für die Schule. Das Kind freut sich, dass die Eltern so dämlich sind.

Das Tablet habe ich nun erst mal eingezogen, denn mit allen mir bekannten Kinderschutz Apps kann man das mobile tethering nicht kontrollieren.

Was hilft denn nun?

Die Kinder meinen es ja nicht böse – die finden diese Hacker Challange ja vermutlich ganz amüsant. Ich gratuliere meinem sohn immer wenn er eine neue Lücke entdeckt und ausgenutzt hab. Erkläre ihm aber auch, dass ich die Lücke zu seinem Wohl schließen muss. Er nimmt das zwischenzeitlich sehr locker. Also reden, transparenz schaffen und ein gutes Verhältnis aufrecht erhalten sind die besten Tipps. Aber vertrauen ist gut – eine gewisse Kontrolle ist besser.

Technische Möglichkeiten? Tja, was fällt mir so ein was man da technisch machen kann:

  1. Netzwerkseitiges reglementieren über WLAN AP oder Firewall. Z.b. Internetzugriffe von den Kindergeräten dort zeitlich eingrenzen, oder Grppen von Internetinhalten blocken oder zeitlich eingrenzen (Streaming Dienste, Online Spiele, …) – dazu braucht es aber eine entsprechende Firewall / Internet Router der das gut kann und entsprechend Kenntnis die Features richtig zu konfigurieren.
  2. Einen Proxy installieren und allen Traffic über den Proxy leiten – braucht man halt entsprechend Kenntnisse, Zeit und einen Rechner für der immer mitläuft und Strom frisst. Das Netzwerk Setup wird komplizierter und Fehleranfälliger. Man muss sich halt mit auskennen.
  3. Alles über die Bildschirmzeit regeln und die Verantwortung dem Kind übertragen was in der Zeit passiert und damit leben, dass schulische Inhalte dadurch eben hinten anstehen oder wegfallen.
  4. Das Handy grundsätzlich sperren und ach Absprache dedizierte Apps freigeben (Aufwändig)

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